Zur Beurteilung gehört mehr als eine Zeugnisnote

Bild: Die Erziehungsberechtigten liessen sich am Elternabend vom 6. Juni über die neue Umsetzung des Beurteilungssystems informieren.
In Kürze
Die Schule ändert ihr Beurteilungssystem. Anstelle von zwei Semesterzeugnissen gibt es in der Primarschule neu einzig noch ein Jahreszeugnis. Darin fliessen nebst den Prüfungsnoten weitere Elemente ein. Die Schule reagiert damit auf die stark veränderte Lebenswelt, in der die Kinder heute aufwachsen. Es geht also nicht mehr nur um die Note, sondern darum, was die Schülerin oder der Schüler kann und woran er oder sie noch arbeiten sollte. Zur Leistungsbeurteilung gehören in Zukunft zum Beispiel auch ein vom Kind erarbeitetes Plakat, eine Dokumentation zu einem bestimmten Thema oder ein Vortrag. Die Kompetenz oder Zielerreichung während des Schuljahres wird in einem Balkendiagramm in vier Abstufungen abgebildet.
Autor: Linda Müntener
Ab dem kommenden Schuljahr erhalten Rorschachs Primarschülerinnen und Primarschüler ab der zweiten Klasse nur noch ein Jahreszeugnis statt zwei Semesterzeugnisse. Die Beurteilung wird dadurch aber nicht weniger aussagekräftig – im Gegenteil.

Nervosität, Hoffnung, vielleicht auch ein wenig Angst: Wenn Zeugnisse verteilt werden, gehen in den Klassenzimmern die Emotionen hoch. Für viele Schülerinnen und Schüler bedeutet das vor allem Stress. Dieser wird nun etwas reduziert. Primarschülerinnen und Primarschüler im Kanton St. Gallen bekommen zwar auch künftig ein Zeugnis, allerdings nicht mehr so häufig wie bisher. Statt am Ende eines Semesters gibt es künftig nur noch eines am Ende des Jahres – ein sogenanntes «Jahreszeugnis».

Der Lehrplan gibt die Änderung vor

Hintergrund ist die Änderung des Beurteilungskonzepts durch den Kanton St.Gallen. Dieses ist Teil des neuen Lehrplans Volksschule. Der Kanton St.Gallen begründet den Wechsel auf Jahreszeugnisse damit, dass der Fokus auf einer kompetenz- und lernzielorientierten Beurteilung liegen soll. Oder anders gesagt: Anstatt ein paar Prüfungsnoten zusammenzuzählen und deren Durchschnitt auf- oder abzurunden, fliessen in die Beurteilung und Benotung neu weitere Elemente ein.

«Im Zusammenhang mit dem Lehrplan21 sind die meisten Deutschschweizer Kantone daran, die Beurteilung und Benotung den neuen Rahmenbedingungen anzupassen», sagt Rorschachs Schulratspräsident Guido Etterlin. «Unsere Kinder wachsen in einer so stark veränderten Lebenswelt auf, dass die Schulen darauf reagieren müssen. Denken Sie nur, wie einfach Wissen mittlerweile für alle zugänglich ist.» Die Herausforderung bestehe darin, mit diesem Wissen umgehen zu können, es sinnvoll anzuwenden und idealerweise Zusammenhänge herzustellen. «Dies hat nicht nur den Unterricht verändert, sondern eben auch die Art, wie Leistungen beurteilt werden.»

In Experimentierphase Erfahrungen gesammelt

Der Kanton erteilte den Schulen den Auftrag, eine gemeinsame Beurteilungskultur zu entwickeln. Auch Abbildungen zur Kompetenzerreichung für die Kommunikation zwischen Schule und Eltern sollen definiert werden. Die Schule Rorschach hat mit neuen Instrumenten über ein Jahr lang experimentiert und sich intensiv damit auseinandergesetzt. Die Schulleitenden haben ein lokales Umsetzungskonzept «Beurteilung- und Benotung» mit einer Arbeitsgruppe erarbeitet, in der Lehrpersonen aus allen Stufen vertreten sind. Das lokale Umsetzungskonzept ergänzt die kantonale Handreichung Schullaufbahn. Fazit: «Ein gesamtschulisches Beurteilungs- und Benotungskonzept benötigt einen roten Faden», sagt Schulleiter Michael Steinmeier. «Lernen ist ein ganzheitlicher Prozess und soll auch als solcher verstanden werden. Es wird beobachtet, erarbeitet, vertieft und geübt und dann angewendet. Dies bedeutet neue Anforderungen für die Leistungsbeurteilung, die künftig gesamtheitlich erfolgt».

Was bedeutet das konkret?

Es geht in der Rückmeldung zu einem Beurteilungsanlass nicht nur um die «Note», sondern vor allem darum «was kann ich» und «woran kann und soll ich noch arbeiten». Die Schülerinnen und Schüler werden dabei unterstützt, wie sie das machen können.

Klassische Prüfungen, bzw. Lernkontrollen wird es auch weiterhin geben. «Zur Leistungsbeurteilung gehören aber zum Beispiel auch ein vom Kind erarbeitetes Plakat, eine Dokumentation zu einem bestimmten Thema oder ein Vortrag», sagt Michael Steinmeier. «Bewährt sind zudem sogenannte Portfolios, in der das Kind an einem bestimmten Thema arbeitet und seinen Lernfortschritt dokumentiert. All dies zählt zur Beurteilung».

Die Kompetenz- oder Zielerreichung während des Schuljahres wird in einem Balkendiagramm in vier Abstufungen abgebildet. Dieses Balkendiagramm ist ein wesentlicher Teil der neuen Beurteilungskultur. In der Primarschule wird beim Balkendiagramm auf eine Gesamtpunktzahl oder Noten verzichtet. Im Kindergarten werden die Kompetenzen in Form von Blütenblättern abgebildet.

Das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten (ALSV) hat im Allgemeinen an Bedeutung gewonnen. Dieses wird separat ausgewiesen und am Elterngespräch besprochen.

Die Erziehungsberechtigten werden miteinbezogen

Dass Schülerinnen und Schüler sowie deren Erziehungsberechtigte auch unter dem Jahr über den Lernstand orientiert sind, wird sichergestellt. Die Schule Rorschach setzt dabei auf eine transparente Kommunikation.

Am Elternabend am 6. Juni konnten sich die Erziehungsberechtigten über die neue Umsetzung informieren und sich mit Lehrpersonen aus allen Stufen austauschen. Das Interesse war gross, teilweise herrschte aber auch Verunsicherung. «Dafür haben wir grosses Verständnis, denn jede Veränderung in der Schule kann verunsichern. Mit unserem sorgfältigen Vorgehen jedoch hoffen wir, dass es uns gelingt, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen», sagt Guido Etterlin.

Die Schule Rorschach macht sich mit der erarbeiteten Beurteilungspraxis fit für die Zukunft. Schülerinnen und Schüler sollen zu Expertinnen und Experten für ihr eigenes Lernen werden.

Die Schule Rorschach schliesst per Ende dieses Schuljahres einen mehrjährigen und intensiven Entwicklungsprozess ab. Sie versteht sich als lernende Organisation und wird nach dem ersten Betriebsjahr die Umsetzung evaluieren. Die Eltern sind eingeladen, das Gespräch mit der Klassenlehrperson zu suchen, wenn Unklarheiten oder Fragen bestehen.

Nervosität, Hoffnung, vielleicht auch ein wenig Angst: Wenn Zeugnisse verteilt werden, gehen in den Klassenzimmern die Emotionen hoch. Für viele Schülerinnen und Schüler bedeutet das vor allem Stress. Dieser wird nun etwas reduziert. Primarschülerinnen und Primarschüler im Kanton St. Gallen bekommen zwar auch künftig ein Zeugnis, allerdings nicht mehr so häufig wie bisher. Statt am Ende eines Semesters gibt es künftig nur noch eines am Ende des Jahres – ein sogenanntes «Jahreszeugnis».

Der Lehrplan gibt die Änderung vor

Hintergrund ist die Änderung des Beurteilungskonzepts durch den Kanton St.Gallen. Dieses ist Teil des neuen Lehrplans Volksschule. Der Kanton St.Gallen begründet den Wechsel auf Jahreszeugnisse damit, dass der Fokus auf einer kompetenz- und lernzielorientierten Beurteilung liegen soll. Oder anders gesagt: Anstatt ein paar Prüfungsnoten zusammenzuzählen und deren Durchschnitt auf- oder abzurunden, fliessen in die Beurteilung und Benotung neu weitere Elemente ein.

«Im Zusammenhang mit dem Lehrplan21 sind die meisten Deutschschweizer Kantone daran, die Beurteilung und Benotung den neuen Rahmenbedingungen anzupassen», sagt Rorschachs Schulratspräsident Guido Etterlin. «Unsere Kinder wachsen in einer so stark veränderten Lebenswelt auf, dass die Schulen darauf reagieren müssen. Denken Sie nur, wie einfach Wissen mittlerweile für alle zugänglich ist.» Die Herausforderung bestehe darin, mit diesem Wissen umgehen zu können, es sinnvoll anzuwenden und idealerweise Zusammenhänge herzustellen. «Dies hat nicht nur den Unterricht verändert, sondern eben auch die Art, wie Leistungen beurteilt werden.»

In Experimentierphase Erfahrungen gesammelt

Der Kanton erteilte den Schulen den Auftrag, eine gemeinsame Beurteilungskultur zu entwickeln. Auch Abbildungen zur Kompetenzerreichung für die Kommunikation zwischen Schule und Eltern sollen definiert werden. Die Schule Rorschach hat mit neuen Instrumenten über ein Jahr lang experimentiert und sich intensiv damit auseinandergesetzt. Die Schulleitenden haben ein lokales Umsetzungskonzept «Beurteilung- und Benotung» mit einer Arbeitsgruppe erarbeitet, in der Lehrpersonen aus allen Stufen vertreten sind. Das lokale Umsetzungskonzept ergänzt die kantonale Handreichung Schullaufbahn. Fazit: «Ein gesamtschulisches Beurteilungs- und Benotungskonzept benötigt einen roten Faden», sagt Schulleiter Michael Steinmeier. «Lernen ist ein ganzheitlicher Prozess und soll auch als solcher verstanden werden. Es wird beobachtet, erarbeitet, vertieft und geübt und dann angewendet. Dies bedeutet neue Anforderungen für die Leistungsbeurteilung, die künftig gesamtheitlich erfolgt».

Was bedeutet das konkret?

Es geht in der Rückmeldung zu einem Beurteilungsanlass nicht nur um die «Note», sondern vor allem darum «was kann ich» und «woran kann und soll ich noch arbeiten». Die Schülerinnen und Schüler werden dabei unterstützt, wie sie das machen können.

Klassische Prüfungen, bzw. Lernkontrollen wird es auch weiterhin geben. «Zur Leistungsbeurteilung gehören aber zum Beispiel auch ein vom Kind erarbeitetes Plakat, eine Dokumentation zu einem bestimmten Thema oder ein Vortrag», sagt Michael Steinmeier. «Bewährt sind zudem sogenannte Portfolios, in der das Kind an einem bestimmten Thema arbeitet und seinen Lernfortschritt dokumentiert. All dies zählt zur Beurteilung».

Die Kompetenz- oder Zielerreichung während des Schuljahres wird in einem Balkendiagramm in vier Abstufungen abgebildet. Dieses Balkendiagramm ist ein wesentlicher Teil der neuen Beurteilungskultur. In der Primarschule wird beim Balkendiagramm auf eine Gesamtpunktzahl oder Noten verzichtet. Im Kindergarten werden die Kompetenzen in Form von Blütenblättern abgebildet.

Das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten (ALSV) hat im Allgemeinen an Bedeutung gewonnen. Dieses wird separat ausgewiesen und am Elterngespräch besprochen.

Die Erziehungsberechtigten werden miteinbezogen

Dass Schülerinnen und Schüler sowie deren Erziehungsberechtigte auch unter dem Jahr über den Lernstand orientiert sind, wird sichergestellt. Die Schule Rorschach setzt dabei auf eine transparente Kommunikation.

Am Elternabend am 6. Juni konnten sich die Erziehungsberechtigten über die neue Umsetzung informieren und sich mit Lehrpersonen aus allen Stufen austauschen. Das Interesse war gross, teilweise herrschte aber auch Verunsicherung. «Dafür haben wir grosses Verständnis, denn jede Veränderung in der Schule kann verunsichern. Mit unserem sorgfältigen Vorgehen jedoch hoffen wir, dass es uns gelingt, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen», sagt Guido Etterlin.

Die Schule Rorschach macht sich mit der erarbeiteten Beurteilungspraxis fit für die Zukunft. Schülerinnen und Schüler sollen zu Expertinnen und Experten für ihr eigenes Lernen werden.

Die Schule Rorschach schliesst per Ende dieses Schuljahres einen mehrjährigen und intensiven Entwicklungsprozess ab. Sie versteht sich als lernende Organisation und wird nach dem ersten Betriebsjahr die Umsetzung evaluieren. Die Eltern sind eingeladen, das Gespräch mit der Klassenlehrperson zu suchen, wenn Unklarheiten oder Fragen bestehen.

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